March 6, 2011

Transparenz zeigt Demokratie, dass sie keine ist



12/21'10 Barwassers Erwin in der Anstalt: "Transparenz entzaubert. Transparenz ist das Ende."

"Das mit den Wikileaks – ich weiß wirklich nicht, ob das so gut ist, dass wir das jetzt alles wissen.
Gut, das meiste hat man geahnt, oder? Dass im Vatikan alte, weltfremde Männer sitzen, die vom Tuten keine Ahnung haben ... ja, war klar. Dass Russland in der Hand der Mafia ist, dass Nigeria korrupt ist und Berlusconi ein notgeiler Dummdödel – ja, das haben wir geahnt. Aber wissen Sie, ich hatte immer noch so eine gewisse Resthoffnung. Verstehen Sie? Resthoffnung, dass vielleicht alles doch ganz anders ist. Resthoffnung.
Kennen Sie doch: diese Resthoffnung auch im Privatleben ... Ja, Sie nicken, wenn Sie Ihren Mann so anschauen und denken: Na, vielleicht ist er doch ganz intelligent, er kann's halt nicht so zeigen. Ja? Ja? Resthoffnung! Diese Resthoffnung: vielleicht ist es kein Mundgeruch, vielleicht ist es die Wetterlage.
Die Resthoffnung trägt uns, und diese Resthoffnung hat mir Wikileaks wirklich genommen. Und das halt ich für ein Drama, weil schaun Sie mal: Jedes Gemeinwesen funktioniert doch nur deshalb, weil man eben nicht genau weiß, wie der andere ist und was er denkt.
Auf der Basis und nur so funktionieren Staaten, Hausgemeinschaften, Partnerschaften, Ehen.
Ich möcht soweit gehen und sagen, eine Ehe speist sich irgendwann nur noch aus der Hoffnung, dass der andere nicht so ist, wie man schon immer befürchtet hat. Und deswegen weiß ich wirklich nicht mit den Wikileaks ... Viele sagen ja, das bedroht die Demokratie: Wenn alle alles wissen, ist es das Ende der Demokratie. Und andere sagen: Erst wenn alle alles wissen, dann ist es Demokratie. Totale Transparenz und nackte Wahrheit. Aber nackte Wahrheiten sind immer ungeschminkt und deshalb abstoßend – das wissen Sie auch von zuhause.

Ich weiß nicht, schaun Sie: Erotik ist, wenn man nicht alles sieht. Deswegen werden Schlafzimmer immer ein wenig schummrig beleuchtet – Raum für Illusionen ... Und Pornographie ist das, wenn man alles sieht – Flutlicht, kein Raum für Illusionen. Pornographie ist immer transparenter als Erotik, aber was heißt das jetzt für die Demokratie? Es heißt doch, die Erotik der Demokratie liegt darin, dass die Wahrheit immer ein wenig im Dunkeln liegt. Wenn die Wahrheit im Dunkeln liegt, dann entsteht Raum für Illusionen. Dann entsteht der Raum für den rührenden Glauben an Gerechtigkeit, an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Dann entsteht Raum für die Illusion, dass die Banken Strapse tragen, weil sie das Gute wollen. Dann entsteht Raum für die Illusion, dass die FIFA unbestechlich ist, der Papst progressiv, Berlusconi impotent und Putin ein durch und durch guter Mensch. Transparenz entzaubert. Transparenz zeigt der Demokratie, dass sie keine ist.
Transparenz ist das Ende von allem. Das kennen Sie doch auch von zuhause, oder? Wenn Sie Ihrem Partner zuschauen, nackt vorm Badezimmerspiegel, wie er sich die Zahnzwischenräume reinigt und dabei noch einen fahren lässt – das ist transparent, aber Scheiße: Es ist das Ende!"

01/06'11 "You know what: Transparency is not the best thing."


11/25'08 Gleichzeitig Gläubiger des Staates und Bürge meines Schuldners

Pelzig: "Was ist denn überhaupt die Lösung? Ja, eins ist klar: Die Staatsverschuldung nimmt wieder zu.
Nächstes Jahr kann sich der Steinbrück wieder ... 20 Milliarden muss er sich leihen, 20 Milliarden Euro neu leihen, weil niemand weiß, was die Opel-Rettung im Wahljahr vielleicht doch noch kosten wird. Die Opel-Rettung – da haben wir ja auch noch die Banken-Rettung. Allein für die Banken-Rettung muss der dt. Staat 20 Milliarden Euro denen richtig rüberschieben, den Banken auf den Tisch legen. 20 Milliarden, wenn nicht vielleicht 50 Milliarden.
Ist auch der Wahnsinn, wie schnell wir uns an diese unglaublichen Summen gewöhnt haben, oder? 20 Milliarden, 50 Milliarden, 700 Milliarden ... vor ein paar Wochen haben wir uns noch aufgeregt, als diese Flaschen bei der KfW versehentlich 300 Millionen an Lehman überwiesen haben ... 300 Millionen – heute würden wir sagen: Glückwunsch! Schnäppchen gemacht. Also muss sich der Steinbrück wieder Geld leihen – und wo leiht er sich's? Wo hat der Staat eigentlich die Schulden? Ich kann's Ihnen sagen: bei der Bank.
Der Staat macht's wie wir, er geht zur Bank.
Zwei Drittel der Staatsschulden sind bei Kreditinstituten, also wird der Steinbrück auch jetzt wieder zu den Banken hinrennen. Ist auch komisch, gell? Erst schenkt der Staat den Banken ein Geld, um sich's danach wieder teuer auszuleihen ... Ich hab keine Ahnung, ich weiß, aber in meinen Ohren klingt das nach einem möglicherweise ungünstigen Geschäft.

Aber der Staat leiht sich ja das Geld jetzt durchaus nicht nur bei den Banken, sondern auch bei uns, bei seinen Bürgern. Bundesanleihen – kennen Sie das? Bundesanleihen: Leiht man dem Staat ein Geld, dann ist der Staat mein Schuldner. Bundesanleihen sind ja der totale Renner, gerade weil Bundesanleihen ja so sicher sind. Und warum sind sie so sicher? Weil der Staat ein guter Schuldner ist. Und warum ist er das? Weil der Staat sehr gute Bürgen hat. Und wer sind die Bürgen? Wir wieder, die Steuerzahler. Also auch wieder komisch, ist auch ziemlich deppert. Wenn ich Bundesanleihen jetzt kauf, bin ich Gläubiger des Staates und gleichzeitig der Bürge meines Schuldners. Klingt auch wieder ein bisschen nach Hütchenspiel ... Obwohl, ich geb zu, ich habe mir selber schon überlegt in diesen unsicheren Zeiten, kauf ich mir jetzt kein neues Auto, sondern Bundesanleihen. Kauf ich Bundesanleihen – entweder, oder. Und jetzt sagen sowohl mein Bankberater als auch mein Opelhändler ... sagen beide: 'Pelzig, kauf deine Bundesanleihen und finanzier den Opel über die Bank!' Ja, ich spinn zwar, aber ich bin doch nicht blöd! Weil im Grunde genommen heißt das doch: Erst schenkt der Staat mein Steuergeld der Bank. Dann leiht er sich's zurück, muss an die Bank Zinsen zahlen. Die Zinsen zahlt er wahrscheinlich von meinen Bundesanleihen. Dann nimmt er das geliehene Geld und rettet damit auf Kredit die Firma Opel, wo ich auf Kredit zum zweiten Mal ein Auto bezahlen soll, das dann in den nächsten fünf Jahren der Bank gehört. Und wenn die Dreckskarre dann nichts mehr wert ist, dann ist sie mein Eigenes. Also das ist doch sowas!"


Christian Rätsch: Pilz als Entheogen pt 1)
Hab ich also sehr viele Erfahrungen mit Pilzen gehabt, Menschen in der ganzen Welt kennen gelernt, die ebenso angetan und begeistert und fasziniert von den Pilzen sind, hab hier und da an deren Träumen teilnehmen können und glaube, inzwischen hab ich eine Ahnung davon bekommen, wie man die Pilze nehmen kann, damit sie am allerbesten wirken. D.h. dass die Wirkung, die sie entfalten können, für uns persönlich entweder aus persönlicher oder aus spiritueller Sicht eine Bedeutung haben. D.h. wir müssen v.a. auch eine Frage stellen: Was bedeutet die Welt, die uns die Pilze vermitteln? Was kriegen wir für Einblicke? In welche Wirklichkeiten? Und was ist überhaupt Wirklichkeit? Weiß das jemand, was Wirklichkeit ist? Jedenfalls ... Wirklichkeit ist z.B. die Finanzkrise, über die wir in Dtl. eigentlich ziemlich viel lachen, weil plötzlich ist das Geld weg, was niemals da war. D.h. also, die Finanzkrise beruht auf einer kollektiven Halluzinose, und die wurde ausgelöst von den falschen Drogen. Denn es sind dieselben Leute, die das Geld, was nicht da ist, verpulvern, die uns sagen wollen, wir dürfen keine Pilze essen. Etwas absurderes kann man als Kulturanthropologe in der heutigen Welt kaum noch beobachten.

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